Friedrichshafen – Das Luft- und Raumfahrtcluster BodenseeAIRea lud am 20. Oktober 2022 seine Clustermitglieder sowie weitere Interessenten zu einem spannenden Vortragsabend mit anschließendem Dinner und Austausch ins Zeppelin Hangar Restaurant ein. Teilnehmende konnten zuvor eine Führung durch den Zeppelin-Hangar erleben.
Unter dem Motto „Raumsonden und Satelliten - vom Bodensee ins Weltall“ trafen sich am vergangenen Donnerstag Akteure aus der Luft- und Raumfahrtbranche für einen Vortragsabend in entspannter Atmosphäre im Zeppelin Hangar Restaurant. Zu Beginn fasste Thomas Grossmann, Clustermanager der BodenseeAIRea, die Aktivitäten des Clusters im Jahr 2022 zusammen. Neben der Präsenz auf zwei Messen (AERO in Friedrichshafen und ILA in Berlin) sowie dem Bodensee Aerospace Meeting (BAM) in St. Gallen konnte BodenseeAIRea in diesem Jahr auch mit zahlreichen Cluster-Events den Austausch zwischen den Mitgliedern und mit externen Branchenbeteiligten fördern. Das Cross-Cluster-Treffen unter dem Namen „Aerospace meets Medtech“, an dem Unternehmen und Institutionen der Luft- und Raumfahrt und der Medizintechnik teilnahmen, nannte Herr Grossmann ein „besonderes Highlight“. Weiterhin begrüßte Grossmann mit Bellmoch Engineering GmbH und Evans General Contractors LCC zwei neue Mitglieder im Cluster. Mit dem Ausblick auf 2023 kündigte Herr Grossmann die Ausrichtung des nächsten Bodensee Aerospace Meetings (BAM) durch BodenseeAIRea am 22. und 23. März in Friedrichshafen an. Als Überleitung zum nächsten Programmpunkt des Abends stellte Grossmann an das Publikum die Frage, was der Unterschied zwischen Satelliten und Raumsonden sei. Dies beantwortete im Anschluss Dr. Dipl.-Ing. Gunter Lautenschläger – Airbus Experte für Satelliten FDIR und Operational Design, Projektmanager der Rosetta-Mission und Referent des Abends – sehr anschaulich während seines Vortrags „Hightech vom Bodensee – immer an der Grenze des Machbaren der Bevölkerung“.
Lautenschläger zeigte im ersten Teil seines Vortrags Aufnahmen des Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko – einer faszinierenden Welt in 40 Lichtminuten Entfernung – die die Raumsonde Rosetta ab 2014 an die Erde übermittelte. Die von Rosetta in 12,5 Jahren zurückgelegten 8 Milliarden Kilometer ins Deep Space machen sie per Definition zur Raumsonde – denn sie verließ den Erdorbit, um auf besagtem Kometen der Frage nach der Entstehung des Lebens auf der Erde auf den Grund zu gehen. Dabei ist ihre Geschichte in vielerlei Hinsicht ein Meilenstein der Raumfahrt. Zum ersten Mal flog ein Spacecraft mit Hilfe solarer Energie bis zum Jupiter. Lautenschläger lieferte in seinem Vortrag beeindruckende Zahlen und Einblicke in den Missionsverlauf, dessen Herausforderungen und innovativen Lösungen der Ingenieurinnen und Ingenieure. Mit Stolz und Wehmut gleichermaßen berichtete Lautenschläger über neue wissenschaftliche Erkenntnisse, die Dank Rosetta gewonnen werden konnten und den Verbleib der Sonde. Nachdem sie es ermöglichte präorganische Substanz (Glycin) im Sternenstaub festzustellen, ruht sie nun inaktiv auf 67P.
Mit einem Blickwechsel vom All zurück auf die Erde stellte Lautenschläger im zweiten Teil seines Vortrags den Satelliten Sentinel 2 vor, der mit einer Geschwindigkeit von 7 km/s im Orbit um unseren Planeten kreist. Der aktuell größte Massenspeicher im uns bekannten All liefert Aufnahmen von der Erdoberfläche. Eingesetzt werden die Bilder, um Klima und Umwelt zu beobachten, Land- und Forstwirtschaft nachzuvollziehen, maritimen Verkehr nachzuverfolgen und die Ausmaße von Katastrophen zu dokumentieren. Was Sentinel 2 im Abstand von 5 Tagen dokumentieren kann, möchte das studentische Satelliten-Projekt SeeSat der DHBW Ravensburg nun in Echtzeit liefern. Dies soll mit Hilfe von Mini-Satelliten (sogenannten Cubes) in der Größe von 10 x 10 cm vonstattengehen. Konkret soll laut Dennis D’Argento, Vorstand der SeeSat e.V., die Früherkennung und Entwicklungsbeobachtung von Bränden weltweit ermöglicht werden. D’Argento warb um Unterstützung des studentischen Projekts bei den Teilnehmenden.
Abschließend meinte Herr Grossmann zu diesem erfolgreichen Abend: „BodenseeAIRea bietet als Plattform der Luft- und Raumfahrtbranche im Bodenseekreis genau das richtige Netzwerk um Wissenstransfer zu fördern und solche jungen Projekte wie SeeSat zu Unterstützen.“